BNN 17.07.2015: Auf der Suche nach den „Gefahrenteufeln“
Kita-Kinder absolvieren Erste-Hilfe-Kurs / Lions Club Karlsruhe Fidelitas finanziert das Angebot
Wie sieht ein richtiger Kopfverband aus?
Von unserer Mitarbeiterin Martina Erhard
„Miriam und Thomas sind zusammen auf Inlinern unterwegs. Sie stürzt, schlägt sich den Kopf auf und blutet stark. Doch Thomas weiß, was zu tun ist.“ Mit dieser Geschichte stimmte Kinderkrankenschwester Mandy Koch die sechs Vorschulkinder der Kita „St. Pius“ auf den Erste-Hilfe-Kurs ein, den die Kleinen gestern absolvierten. In der Geschichte legte Thomas seiner Freundin einen perfekten Kopfverband an, und natürlich lernten Daniel, Leyla, Maja, Leonie, Kolja und Srishan dann im Erste-Hilfe-Kurs, wie ein solcher Kopfverband aussehen soll. Veranstaltet wurde der Kurs vom gemeinnützigen Karlsruher Unternehmen „Maus“, wobei das Kürzel für „Medizinische Ausbildung und Seminare“ steht.
„Man nimmt eine Wundauflage, legt sie auf die Wunde und fixiert sie mit einer Mullbinde“, erklärte Koch den Kindern, die interessiert zuschauten, ehe sie selbst zur Tat schreiten durften, und sich gegenseitig Kopfverbände anlegten. „Die Ohren und die Augen müssen aber natürlich immer frei bleiben“, so der Hinweis der Kursleiterin, die die Kinder zuvor schon nach eigenen Unfallerlebnissen befragt hatte: „Ich bin mal von einer Rutsche runtergefallen. Das hat arg geblutet“, erzählte Kolja. Später erfuhren die jungen Ersthelfer auch noch, wie Knie- und Handverbände fachmännisch angelegt werden. „Die Kinder lernen hier spielerisch, wie man Erste Hilfe leistet und haben so später weniger Hemmungen, wenn es darum geht, zu helfen“, erklärte Koch.
Doch nicht nur die Praxis spielte eine Rolle: Koch ging mit den Kindern per Suchbild einige potenzielle Gefahrenorte durch, und machte sie auf mögliche „Gefahrenteufel“ aufmerksam. „Wenn wir wissen, wo diese Gefahrenteufel lauern, können sie uns nicht ärgern“, meinte die Kinderkrankenschwester. In verschiedenen Szenarien, wie etwa der Küche, dem Bad oder dem Schwimmbad müsse man mit unterschiedlichen Gefahren rechnen, so Koch und ließ die Kinder nach „Sturzteufeln“, „Hitzeteufeln“, „Stromteufeln“ oder „Schneideteufeln“ suchen.
„Wir haben uns für diesen Kurs angemeldet, weil unsere Vorschulkinder, unsere ‚Profis‘, sich sehr für das Thema Gesundheit und Krankenhaus interessieren. Sie haben sich diesen Themenbereich selbst ausgewählt“, erklärte Kita-Leiterin Eva Rüdiger. „Außerdem ist es bei uns im Haus ohnehin oberste Priorität, dass die Kinder sich gegenseitig helfen“, sagt sie. So lernen die Kleinen zum Beispiel schon früh, dass man ein Kühlkissen bringt, wenn jemand gestürzt ist und Schmerzen hat.
Für die Vorschulkinder der Kita „St. Pius“ war der 90-minütige Kurs kostenlos. Sie gehörte nämlich zu der Gruppe der 25 Kitas, für die der Lions Club Karlsruhe Fidelitas die Kursgebühren übernommen hatte: „Wir fördern gerne Projekte, die Kindern, Jugendlichen oder behinderten Menschen zugute kommen“, erklärte Sebastian Meyer, Vizepräsident des Lions Clubs. „Ein solcher Erste-Hilfe-Kurs erschien uns sehr nützlich“, meinte er. „Im September gehen wir in die nächste Phase“, sagte Jörg Krenauer, Sprecher des Unternehmens „Maus“, das an rund 140 Standorten in Deutschland vor allem Erste-Hilfe-Kurse für Fahrschüler und betriebliche Ersthelfer anbietet. „Wir sind schon im Gespräch mit weiteren Sponsoren, denn auch die nächsten Kurse sollen für die Kitas kostenlos sein“, kündigte er an.